Umbau eines Bunkers zu einem Fledermausquartier – Ingrid und Wilfried Hoppe-Stiftung Naturschutz

2019

Die Fledermaus in Norddeutschland

Die mitteleuropäische Fledermausfauna besteht ausschließlich aus nachtaktiven insekten- und spinnenfressenden Arten. Mit Hilfe eines Echo-Orientierungssystems sind sie in der Lage, däm-merungs- und nachtaktive Insekten im Flug zu orten und zu erbeuten. Im Laufe eines Jahreszyklus werden von den Fledermäusen unterschiedliche, artspezifische Lebensräume besiedelt. Von April/Mai bis Oktober halten sie sich kolonieweise in ihren Sommer- und Wochenstubenquartieren auf. Dieses sind je nach Art Baumhöhlen, Dachböden, Feuchtkeller, Hauswandverkleidungen oder ähnliche Verstecke. In bis zu 15 km Umkreis zu diesen Quartieren liegen ihre Jagdreviere. Als Jagdrevier werden besonders gern Fluss- und Bachränder, Waldränder, alte Dorfbäume und parkartiges Gelände aufgrund des dort reichhaltig vorhandenen Nahrungsangebots aufgesucht.

Ihre Winterruhe verbringen die Fledermäuse in Winterquartieren. Während der Winterruhe laufen sämtliche Lebensfunktionen auf Sparflamme. Der Herzschlag fällt von ungefähr 600 Schlägen pro Minute auf nur 10 Schläge ab und auch die Atemfrequenz geht stark zurück. Auf diese Weise verbrauchen die Fledermäuse nur sehr wenig Energie und können von ihren Fettreserven leben. Besonders bei häufigen Störungen im Winterquartier kann es passieren, dass die Tiere zwangsläufig aufwachen, unnötig von ihren Reserven zehren und sterben. Die meisten Fledermausarten nutzen als Winterquartier kühle, ungestörte und vor allem frostfreie Räume wie zum Beispiel Keller, Höhlen und Bunker.
In Deutschland ist das Vorkommen von 22 Fledermausarten bekannt, von denen sich hier 19 regelmäßig fortpflanzen. Im Landkreis Cuxhaven (ohne Stadt Cuxhaven) sind elf Fledermausarten nachgewiesen. Im Umfeld von Bad Bederkesa sind in ehemaligen Militär-Baracken Wochenstuben von Braunem Langohr und Großer Bartfledermaus bekannt. Regelmäßig beobachtet werden zudem Zwergfledermaus, Rauhautfledermaus, Breitflügelfledermaus und Großer Abendsegler.

Alle in Deutschland lebenden Fledermausarten haben in den letzten Jahrzehnten einen dramatischen Bestandsrückgang erfahren. Als Ursache sind komplex zusammenwirkende, von Menschenhand verursachte Faktoren zu nennen. Hierzu gehören u.a. der Quartierverlust durch Dachsanierung oder Störung der Winterquartiere, die schleichende Vergiftung durch Biozide
und deren Abbauprodukte in ihrer Nahrung, vorrangig aber der Verlust von Lebensräumen sowie der Nahrungsverlust als Folge der Uniformierung der Landschaft. Diese Faktoren führten
teilweise zu einem regionalen vollständigen Aussterben einzelner Arten. Fledermäuse gehören deshalb zu den besonders geschützten Arten. Die Bundesrepublik Deutschland hat 1991 die
internationale Konvention „Abkommen zum Schutz der Fledermausarten in Europa“ ratifiziert und räumt demnach dem Fledermausschutz einen hohen Stellenwert ein.

Im Landkreis Cuxhaven sind durch die geographischen Gegebenheiten natürliche Winterquartiere wie Höhlen und Stollenanlagen selten, der Schaffung von Überwinterungsmöglichkeiten
in Gebäuden kommt somit ein herausragender Stellenwert zu.

Das Projekt

In Bad Bederkesa (Niedersachsen) gab es ein Krankenhaus, dessen oberirdische Gebäude inzwischen abgerissen sind. Geblieben ist ein ungenutzter, unterirdischer Bunker. Er ist an seiner Eingangsseite offen. Sein Innenraum ist daher nicht frostsicher und für Prädatoren und Menschen erreichbar. Der etwa kniehoch unter Wasser stehende Bunker soll zu einem dauerhaften Winterquartier für Fledermäuse umgestaltet werden. Für die Dauer der geplanten Arbeiten muß er mit einer generatorbetriebenen Pumpe leergepumpt und danach von Unrat befreit werden. Im Innenraum des Bunkers sollen Spaltenquartiere (z.B. mit Hohlblocksteinen) für Fledermäuse hergestellt werden. Die Eingangsseite des Bunkers soll mit einer Mauer mit Einflugöffnung zugemauert werden. In die Mauer soll eine stabile, verschließbare, gegen Kälte isolierende Tür oder Luke integriert werden, die sich zu Kontrollzwecken öffnen läßt.

Das Projekt wird in Zusammenarbeit zwischen der Naturschutzstiftung des Landkreises Cuxhaven und der Ingrid und Wilfried Hoppe – Stiftung Naturschutz durchgeführt, wobei die Naturschutzstiftung des Landkreises Cuxhaven die Trägerin des Projekts ist.